"Ein Kunde ist die jeweils wichtigste Person in dem Betrieb. Er ist nicht von uns abhängig, sondern wir von ihm. Er bedeutet keine Unterbrechung in unserer Arbeit, sondern ist ihr Inhalt. Er ist kein Außenseiter unseres Geschäfts, er ist ein Teil von ihm. Er ist niemand, mit dem man sich streitet. Denn niemand wird jemals einen Streit mit einem Kunden gewinnen. Ein Kunde ist eine Person, die uns ihre Wünsche mitteilt. Unsere Aufgabe ist es, diese zu seiner Zufriedenheit auszuführen."
Hans-Heinrich Path im Kloster Eismar, ca. 12. Jahrhundert
Tolles Zitat, oder?
Hans-Heinrich Path im Kloster Eismar, ca. 12. Jahrhundert
Wahlweise wird aus dem Kloster Eismar das Kloster Cismar, aus dem 12. auch schon mal das 14. Jahrhundert. Und, vielleicht um dem Zitat noch mehr Nachdruck zu verleihen, bekommt Hans Heinrich Path mancherorts den Status Mönch oder Pater vorangestellt:
Die weitere Recherche bringt dann etwas Licht ins Dunkel:
Das Kloster Eismar gibt es nicht, wohl aber das Kloster Cismar. In der Frakturschrift ähnelt das große C dem großen E, und so wird aus Cismar schnell Eismar.
Hans-Heinrich Path gab es tatsächlich. Und er hatte definitiv mit dem Kloster Cismar zu tun. Allerdings nicht als Mönch und nicht im 12. Jahrhundert. Path ‒ geboren am 9. Juli 1934, gestorben am 13. Dezember 1984 ‒ war Schriftenschreiber und schrieb im Kloster Cismar Überlieferungen aus dem Klosterarchiv, aber auch Zitate und Sinnsprüche bekannter Persönlichkeiten und unbekannter Herkunft in alter Schriftkunst nieder.
Im Dialog-Verlag Reinbek erschienen insgesamt drei Bücher mit einem Auszug aus seinen Werken. Der Titel der drei Bände sieht etwa so aus:
Das erklärt einiges, oder? Meine Vermutung: Path fand diesen Sinnspruch, den er irgendwo gelesen hatte, so treffend, dass er ihn in alter Schriftkunst zu Papier brachte. Nach seinem Tod fand der Spruch Eingang in einen der drei genannten Bände der geschriebenen Weisheiten (leider haben weder Herausgeberin noch Verlag meine Annahme bislang bestätigt). Von dort wurde er einmal mit einer falschen Quellenangabe übernommen und verbreitete sich munter weiter … in Firmenphilosophien, Fachbücher zum Thema Marketing und Kundenorientierung, wissenschaftliche Abhandlungen. Na klar, klingt auch gut, wenn ein Mönch im 12. Jahrhundert schon wusste, worauf wir uns gerade besinnen.
Eine abweichende Quelle habe ich dann doch noch gefunden:
Kaufhof soll mit diesen Zeilen im Jahr 1958 die Wichtigkeit seiner Kunden dokumentiert haben, schreibt handelswissen.de
Autor hin oder her ‒ die undurchsichtige Herkunft tut dem Inhalt des Zitats keinen Abbruch. Ich würde sogar noch einen Satz hinzufügen:
Der Kunde ist der wahre Chef des Unternehmens. (Quellen)